Marina Davydova

Es ist egal, wie schnell du deinem Ziel näherkommst,

 das Wichtigste ist, nicht stehen zu bleiben

Konfuzius,

alter chinesischer Denker und Philosoph, 551 - 479 v. Chr.

Nach diesem Motto lebt die Künstlerin Marina Nikolaevna Davydova.

Sie wurde am 27.05.1972 in einer Lehrerfamilie in einer Arbeitersiedlung im Altai-Gebiet geboren, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Ihre zweite Heimat wurde Kusbass, wo sie ihre Jugendjahre verbrachte. Heute lebt sie in der Moskauer Vorstadtstadt Chimki.

Die Leidenschaft für die Kunst zeigte sich bereits in der Kindheit. Als sie mit Schultafelkreide auf den Schränken ihres Kinderzimmers malte, glaubte sie daran, dass dem Menschen alles „zuzutrauen“ ist und dass alles gelingt, wenn man es nur wirklich will. Diesen kindlichen Glauben an sich selbst und an die Fähigkeiten des Menschen bewahrt die Künstlerin sorgfältig und trägt ihn bis heute durchs Leben, wobei sie alle mit ihrer unerschöpflichen Energie und ihrem Optimismus inspiriert. 

Im Jahr 2021 schloss Marina die Kunstschule OCHUDPO „Schule für Zeichnung und Malerei“ in Moskau ab und ist heute Mitglied der Eurasischen Künstlervereinigung. Sie arbeitet mit verschiedenen kreativen Künstlergemeinschaften Russlands zusammen und nimmt an deren Projekten teil. 

Sie ist eine vielseitige Künstlerin, die viele Techniken beherrscht und sich ständig auf der Suche und im Experiment befindet. Deshalb sind ihre Werke vielfältig und facettenreich. Ihre Interessen reichen von Tierdarstellungen bis hin zu Porträts und Genreszenen, wobei sie häufig sowohl Malerei als auch Grafik als Techniken verwendet. Das liebste Material der Künstlerin ist jedoch Öl in all seinen Formen, sei es Ölfarbe oder Ölkreide. Selbst in der Grafik verwendet sie Öl und fördert sowie verfeinert die Technik des Trockenpinsels.

„Der Trockenpinsel ist eine erstaunliche Technik, die durchaus zum Zeichnungsunterricht an Kunstschulen und Hochschulen verwendet werden kann. Mit ihrer Hilfe kann man Tonwerte studieren und üben sowie das ‚Auge trainieren‘“, sagt die Künstlerin und setzt diese Technik erfolgreich in ihren Workshops ein, um Anfänger für das Zeichnen zu begeistern und einzubeziehen.

 Die malerischen Bilder der Künstlerin sind eine Art Einladung zum Gespräch, in ihnen verbergen sich Ideen, deren Bedeutung jeder Betrachter auf seine Weise interpretieren kann. 

„Für mich ist der Künstler ein Philosoph, der nicht nur die Welt mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln darzustellen versucht, sondern auch versucht, sie zu verstehen. Er tritt in einen Dialog mit dem Betrachter und mit sich selbst, jedes Mal, wenn er ein Projekt plant und zum Pinsel greift. Er ist ein Gesprächspartner, der zur Diskussion einlädt. Er stellt Fragen und versucht, sie selbst zu beantworten, und schafft so ein Feld für Gedanken“, sagt die Künstlerin.

 So ist das Bild „Kontakt“ eine Reflexion über den evolutionären Status und die Entwicklung der Menschheit, eine Einladung zum Gespräch über Selbstidentifikation und Selbstbewusstsein der Art Homo sapiens, über das Bewusstsein des Makrokosmos als lebendige Substanz und über die Wahrscheinlichkeit von Verbindungen und Kommunikation zwischen allem Seienden. Dieses Bild wird von verschiedenen Betrachtern unterschiedlich interpretiert. Die Fantasie der Betrachter beeindruckt durch ihre Vielfalt. Einige sehen auf diesem Bild eine vedische Göttin, andere die Mutter-Universum und ihr Kind Erde, die die Energie von Liebe und Licht beschreiben. 

„Die Wahrheit ist, dass gerade der Betrachter dem Werk Leben einhaucht, indem er es mit seiner Energie erfüllt. Und jede Version ist eine Wahrheit...“, sagt Marina.

 Auf dem Bild „Evolution. Ersatzweg“ ist ein Affe mit Brille vor einem Computer dargestellt. Hinter ihm sind Bücherregale, eine Uhr, ein Musikinstrument – all das zeigt, dass wir es mit einem durchaus vernünftigen Wesen zu tun haben.  Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere entwickeln sich weiter, es findet eine parallele Evolution statt. Wenn unser Lebensweg zu einem traurigen Ende führt, werden unsere kleineren Brüder unseren Platz einnehmen“, erklärt die Künstlerin die Bedeutung des Werks. Später malte sie ein weiteres Bild: „Evolution. Sackgasse“, auf dem ein Mann mit einer Wodkaflasche und leeren Regalen im Hintergrund zu sehen ist, die die Sinnlosigkeit seines Lebensstils symbolisieren.Diese Werkserie schmälert keineswegs die Fähigkeiten des Menschen. Im Gegenteil, Marina ist überzeugt, dass jeder von uns große Erfolge erzielen kann, wenn er sich in die richtige Richtung bewegt.

 Darüber erzählt sie im Bild „Der Weg wird vom Gehenden gemeistert“. Darauf ist eine Schnecke zu sehen, die durch den Kosmos zum Saturn kriecht. „Das ist ein motivierendes Bild. Der Weg ist steinig und gewunden, aber mit kleinen Schritten kann man sogar einen anderen Planeten erreichen“, sagt Marina, „lernen und kreativ sein kann man überall und in jedem Alter. Nicht alles gelingt sofort. Der Mensch kommt in diese Welt, ohne laufen, Fahrrad fahren oder sprechen zu können. Aber er erlernt all das. Man muss keine Angst haben – es ist normal, etwas nicht zu können. Der Sinn unseres Lebens ist die Bewegung nach vorn und die Evolution in jedem Abschnitt der uns gegebenen Zeit. Oder nicht?“

Journalistin Anastasia Winogradova