Mitglied der Berufsvereinigung der Künstler Russlands, Bewertung 4B – ein etablierter professioneller Künstler, der auf dem Kunstmarkt gefragt ist.
Es ist sinnlos, einen Künstler mit Fragen zu konfrontieren wie: Was wollten Sie mit Ihrem Bild ausdrücken, was ist darauf dargestellt? Forscher, Kritiker und einfache Betrachter sollten diese Fragen in erster Linie sich selbst stellen. Diese Überzeugung gewann ich, als ich den Künstler Vladimir Abaimov kennenlernte.
Es kam vor, dass ich noch bevor ich die Bilder des Künstlers sah, die Meinungen der Betrachter aus dem Gästebuch seiner Ausstellungen erfahren konnte. Beim Lesen dieses äußerst interessanten Dokuments war es unmöglich, eine eindeutige Haltung zum Künstler einzunehmen: Einige beneideten sein Talent und gestanden, dass er ihnen nahe und verständlich sei, andere rieten ihm, den Beruf zu wechseln, da sie seine Bilder nicht verstanden. Mehr noch, einige sagten dem Künstler mit der Sicherheit von Astrologen Wohlstand und Erfolg voraus, während andere mit ebenso großer Überzeugung das Erlöschen seiner Kreativität prophezeiten.
Ein Kunstwerk spricht direkt unsere Seele und Gefühle an, und wenn wir das Bild wie einen Schmetterling sezieren, berauben wir es seines ursprünglichen Sinns. Und die Betrachter fragen weiter: Warum, was ist das? Oder behaupten: So ist es nicht, so kann es nicht sein. Aber weiß nicht jeder von uns den Unterschied zwischen einem Ding und dem Gedanken, den es hervorruft, zwischen Sichtbarem, Konkretem und Assoziationen, Fantasien, den schwer fassbaren und geheimnisvollen Wandlungen der Gefühle in unserer Seele? Der Künstler, der dies ausdrücken und zeigen kann. Der Künstler ist wie ein Medium, das Klänge, Worte, Gefühle in Farben und Linien übersetzt. Die Vielfalt der Themen und Techniken von Vladimir Abaimov erscheint manchen als ein Spiel des Künstlers mit dem Betrachter, anderen als seine Unfähigkeit, sich selbst, sein „Thema“ zu finden.
Der Künstler selbst erklärt, dass die Wahl von Stil, Form und Ausführungstechnik von einem bestimmten Ziel, dem Inhalt der Idee, bestimmt wird. Wenn ihn die matte Spannkraft sibirischer Äpfel fasziniert, dann nimmt er diese Äpfel, wie sie sind, und so betrachtet der Betrachter das „Stillleben mit Wein“ fast mit Appetit und genießt ihre Frische.
Diese Bilder sind realistisch, verständlich und gefallen den Betrachtern. Andere hingegen lassen ratlos zurück: „Was können zerrissene Teile über zerrissene Teile aussagen?“ „Pink Floyd“ ist verständlich, aber warum über der Stadt? – fragt man über das Bild „Du solltest dorthin („Pink Floyd“ über der Stadt)“. Wenn man die Musik dieser Gruppe kennt, scheint sie mir eine seltene Eigenschaft zu besitzen, die heutzutage kaum noch zu finden ist, vielleicht nur in der Klassik: die Fähigkeit zu schweben, „über“ zu sein, unirdisch, in den Himmel zu steigen.
Der Künstler erzählte, dass solche Bilder früher überhaupt nicht zu Ausstellungen zugelassen wurden: „verständliche“ Bilder wurden beiseitegelegt, „unverständliche“ in eine andere Ecke.
Ein Mensch, der im Zwielicht vom gekreuzigten Christus weggeht. Mit dem Rücken zu Christus, den Kopf in Gedanken gesenkt (Bild „Einsamkeit“). Was ist das – Gottesforschung oder die Suche nach einer Antwort in sich selbst? Beides ist möglich. Und für den nachdenklichen, bewegten Betrachter gibt es viele Antworten und Gedanken.
– Haben Sie bemerkt, – fragt mich Vladimir, – wie sich der Betrachter von Ausstellung zu Ausstellung verändert? Eine solche poetisch klingende Bemerkung eines Betrachters habe ich aus irgendeinem Grund behalten: „Was geht uns an, ob du gelitten hast oder nicht? Warum sollten wir deine Aufregung kennen?“ Interessant, wo hat er einen Künstler gesehen, der nicht bewegt und nicht leidet? Jeder echte Künstler ist aufgrund seiner Einzigartigkeit zur Einsamkeit verurteilt, und sei es auch nur teilweise, aber auch zum Unverständnis. Und die Tragödie oder das Glück des Künstlers liegt in seiner Unfähigkeit, sich abzuschotten, sich von der Außenwelt abzuwenden. Die innere Freiheit als unverzichtbare Voraussetzung für Kreativität gibt dem Künstler das Recht, ohne Rücksicht zu arbeiten, aber das Bild ist fertig, und es kommt unweigerlich der Moment, es zu zeigen, nach außen zu tragen.
Auf dem Weg zum Betrachter hat Vladimir Abaimov viele Zweifel und objektive sowie subjektive Schwierigkeiten überwunden. Seine Ausstellungen organisiert er selbst, hängt die Bilder in der von ihm geplanten Reihenfolge auf. Diese Ordnung trägt übrigens nicht zur einfachen Wahrnehmung bei, aber der Künstler mischt bewusst Genres und Stile: Im Leben ist ja auch nichts ordentlich in Schubladen sortiert. Ich bedaure, nicht alle Bilder von Abaimov gesehen zu haben – ein Teil wurde von Ausländern gekauft und mitgenommen, ein Teil befindet sich in privaten Sammlungen und Galerien der Stadt und Russlands.
Etwa zehn Werke haben dankbare Betrachter „auf ihre Weise gewürdigt“ – sie haben sie einfach von den Ausstellungen gestohlen. Aber das Spiel lohnt sich allein schon deshalb, weil es solche Rückmeldungen gibt: „Man möchte immer wieder zu Ihren Bildern zurückkehren, sie anschauen und darüber nachdenken“, „Sie sehen die Welt anders als ich, aber mir gefällt Ihr Blick“.
In meiner Seele verstummte lange Zeit nicht ein ganzer Chor von Stimmen: die des Künstlers, der Betrachter, meine eigene, und vor meinen Augen wechselten die von Vladimir geschaffenen Bilder einander ab: mal war es das lachende glückliche Gesicht der Frau des Künstlers, dann blies Louis Armstrong seine Seele durch das Horn… Ich sah, wie der Künstler, in dessen Seele bereits ein klares Bild gereift ist oder sich erst zu zeigen beginnt, vor einer weißen Leinwand oder einem Blatt Papier vor der Schöpfung der Welt steht und nicht an sie herantritt, weil ihn die Verantwortung als Schöpfer erschreckt. Aber er wird trotzdem seine Arbeit tun, sonst warum ist er in diese Welt gekommen?
Olga Babanova
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