GEBURTSTAG
Papier, Buntstifte

Ein Schmetterling im Schnee.
Ein winziges, zerbrechliches Wesen des warmen, lebensbejahenden Sommers vor dem Hintergrund eines kalten, leblosen Winters, der für die überwältigende Mehrheit der sommerlichen Geschöpfe unerbittlich tödlich ist.

Die Handlung dieser Zeichnung zeigte sich auf unerwartete Weise auf einem kleinen Blatt Aquarellpapier bereits im letzten Jahrhundert und enthielt zunächst eine Andeutung eines Fensterrahmens, der den Schmetterling vom Schnee trennte, also vom nahenden und unvermeidlichen Tod.

Im weiteren Verlauf verzichtete die Handlung auf Andeutungen und ließ den Betrachter allein mit seiner persönlichen Wahl: das Vorhandensein eines rettenden Glases anzunehmen oder die Möglichkeit dieser unglaublichen Begegnung zweier unversöhnlicher Gegensätze – Schmetterling und Schnee – und damit das unvermeidliche Verschwinden eines von beiden zuzulassen.

Einmal beschuldigte auf einer Ausstellung eine äußerst verärgerte Dame den Künstler der Herzlosigkeit und fragte aufgeregt fast mit Tränen in den Augen: „Wie konnten Sie nur so handeln?! – den Schmetterling in solche Kälte fliegen zu lassen?!“ Meine Versuche zu erklären, dass er nicht an der frischen Luft fliegt, sondern in einem warmen Haus, hinter dem Fenster, blieben erfolglos, und die Besucherin verließ den Saal sehr betrübt.

Doch zum Glück für mich und meine Zeichnung nahmen die meisten Betrachter die Metapher ohne übermäßiges Drama auf – denn dafür ist ein Traum da, um unrealistisch zu wirken – und machten „Geburtstag“ durch ihre wohlwollende Aufmerksamkeit zu einem der beliebtesten Werke meiner Kunst – ich musste etwa fünf Kopien zeichnen, und wenn nicht mein hilfsbereiter Bruder Vitalij gewesen wäre, der mich mit digitalen Technologien vertraut machte, und der hochwertige Druck, der bald zur Hilfe kam, hätte ich noch unzählige Male zeichnen müssen, denn in 20 Jahren erfolgreicher Existenz dieses Motivs wurden mehrere hundert Reproduktionen hergestellt, die buchstäblich in alle Welt verstreut wurden.

Doch angesichts von mehreren Milliarden Menschen wirkt selbst eine Tausend wie eine Rarität. Deshalb, wenn jemand von euch ebenfalls ein kleines Wunder in seinem warmen Zimmer beherbergen möchte, wird der rosa Schmetterling vor dem Schneefall für euch eine ganz besondere Seltenheit bleiben.

Also haltet euch nicht zurück, meldet euch – damit der Frühling durch euer Fenster hereinfliegt, aus der frostigen Luft, und es ist keineswegs nötig, bis April zu warten.

* * *
Schnee fällt. Er steht dir gut,
das heißt, Schnee steht dir ins Gesicht.
Wie zum Hof, wie zum Palast,
passt er gut. Er wird kommen.

Er wird an einem Januartag kommen
mit einem vorbereiteten Geschenk,
nicht reich und nicht hell –
es wird nichts darin geben,

außer Flocken, weißen,
außer großen mit Wind.
Du wirst sie mit Milch kochen
und süße, reife

geliebte Bananen hinzufügen,
und den besten Tee aufbrühen.
Raffinade am Boden der Gläser –
auflösliche Traurigkeit,

deren kleinen Reste
wir zum Abschied austrinken,
mit einem süßen Kuchen dazu
und das Gedicht zu Ende schreiben.

Darin fällt langsam der Schnee…
Schnee fällt. Er steht dir gut.
Das heißt, Schnee steht dir ins Gesicht.
Er drückt die Seele nirgends,
er ist gemütlich, wie ein Star
im gepflegten Vogelhaus.
Du bist mit ihm befreundet, du bist mit ihm „per Du“.
Er ist irdisch und doch fremd,
das heißt, er ist wie du selbst.